02.05 2022
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Geschichte » Architekt Möckel

Der Architekt Gotthilf Ludwig Möckel 

Sandsteinportrait Möckels am Schönfelder Schloss
Sandsteinportrait Möckels am Schönfelder Schloss

 

1838   wird Gotthilf Ludwig Möckel am 22. Juli in Zwickau geboren. Er war das erste Kind der zweiten Ehe seiner Mutter, Caroline Rosine Möckel, geborene Blumer und verwitwete Tell (*1797 + 1876). Sein Vater Gotthilf Heinrich Möckel (*1786 + 1847) entstammte einer Zwickauer Kupferschmiededynastie und war selbst Kupferschmied. Da sein Vater schon recht früh starb, besaß die Familie Möckel nie viel Geld.

1844 - 1852   besuchte Gotthilf Ludwig die Zwickauer Bürgerschule.

1852 - 1853   besuchte er die Königliche Gewerbeschule zu Chemnitz, wo man ihm gute Leistungen im geometrischen Zeichnen und Freihandzeichnen bescheinigte.

1853 - 1856   absolvierte er eine Maurerlehre bei dem Zwickauer Meister August Heinrich Bekker. Gleichzeitig besuchte er als Teil der Ausbildung 1853 bis 1854 den Unterricht der Zwickauer Sonntagsschule und ab 1854 den Unterricht der Chemnitzer Baugewerkenschule. Dort schloss er am 11. März 1856 seine Gesellenprüfung mit einer Durchschnittsnote von 1,3 ab.

1856 - 1858   Der Lehre schließt sich eine zwei Jahre währende Tätigkeit bei Heinrich Bekker an, in der er selbst Bauausführungen leitet.

1858 - 1860   arbeitet er für die Obererzgebirgische Staatsbahn in Zwickau, die Königlich Sächsische Staatseisenbahn in Chemnitz sowie für die Zwickauer Baufirma Eduard Fleckig, wo er selbst Entwürfe anfertigt und als Bauleiter tätig ist.

1860   1860 zieht er im Juni nach Hannover, um an der dortigen Polytechnischen Schule (1831 gegr.) Architektur zu studieren. Um das Studium zu finanzieren, arbeitet er gleichzeitig (1860- 1862) für das Architekturbüro von Edwin Oppler. Bei Opppler wird sein weiteres Schaffen eine geprägt und im Sinne der Oppler’schen Lehren beeinflusst.

1861   schreibt Möckel sich als Hörer in einen Kurs für höhere Baukunst, den Kurs Baukunst III ein. Ansonsten besucht er bevorzugt Übungen und Vorlesungen von Hase und Debo sowie den Ornamentikunterricht von Lüer. Alle drei Professoren bescheinigten ihm in schriftlichen Zeugnissen die regelmäßige Teilnahme an den Veranstaltungen und handwerklichen Fleiß. Die Zeit in Hannover beeinflusste ihn in seiner Hinwendung zur Gotik im Sinne von Hase und Oppler. (Sowohl die Verwendung von Backstein als sichtbares Material, die Materialgerechtigkeit, funktionelle Konstruktion und eine klare Grundrissentwicklung sowie die Verwendung von eisernem Beschlagwerk im Inneren waren in Hannover angeregt worden.

1862 - 1865   ist Möckel in Göttingen beim Bau der Irrenanstalt als erster Assistent von Julius Rasch angestellt.

1865   Seit Ende des Jahres bemühte Möckel sich in Dresden um die Zulassung zur Prüfung für Bauhandwerker. Die am 9. Dezember erteilte Prüfungsaufgabe schrieb ihm die Konstruktion eines Sakralbaus vor.

1866   kehrt er mit seiner künftigen Frau, Emilie Amalie Christine Schlegel aus Göttingen in seine Heimatstadt Zwickau zurück, wo sie am 25. Juni 1866 heirateten.

1867   Im Juni 1867 besteht er das Examen mit der Note „Gut“ und erhält somit die Befähigung selbstständig als Bauhandwerker tätig sein zu dürfen.

1867 - 1868   Als selbstständiger Bauhandwerker war Möckel schnell Erfolgreich. Er war schon zwischen 1867 und 1868 in der Lage sich ein eigenes Haus zu bauen.

 

In Möckels Zwickauer Zeit entstanden eine Vielzahl von Villen und Wohnhausbauten bei denen durch die Verwendung von Klinkern, Hausteinen, Fachwerk und gotischen Formen, seine Zugehörigkeit zur Hannoverschen Architektenschule deutlich wird.

Einige ausgewählte Objekte sind die Villa Engelbrecht (1868), die Zwickauer Bade- und Heilanstalt (1866-69), die Villa Richard List (1868-69), die Villa Dautzenberg (1871) und die Bebauung der Römerstraße in Zwickau (1868), bei der 16 Häuser in einer Zeile entstanden. Seit dem Bau der Villa Dautzenberg entwickelte Möckel eine Vorliebe, für seine Gebäude passendes hölzernes Interieur zu entwickeln.

Im Jahr 1873 beginnt Möckel zwei Projekte, die eine erste Flexibilität in seinem Schaffen erkennen lassen. Mit der Villa Julius Bilz (1873-75) und dem Wohnhaus des Kaufmann Gustav Engelbrecht (1873-74) zeigen sich erstmals Renaissanceformen in Möckels Schaffen.

Trotz seines Erfolges siedelt Gotthilf Ludwig Möckel aus beruflichen Gründen nach Dresden um. Er hatte sich 1873 an einer Ausschreibung für den Bau der Johanneskirche in Dresden beworben und durchgesetzt. Die Aufgabe erforderte seine ständige Anwesenheit, weshalb er im Juni 1875 umsiedelte. Die Johanneskirche gilt als sein überzeugendster Kirchenbau. Er erhielt für diesen Bau das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens verliehen.

Gotthilf Ludwig Möckel war in seiner Dresdner Zeit sehr gefragt, vor allem was den Bau und die Renovierung von Kirchen betraf. In seiner Dresdner Zeit, zwischen 1875 und 1885, betreute er 33 Kirchbauten, von denen 18 Neubauten waren. Zu ihnen gehörte unter anderem  die Erlöserkirche in Striesen (1878-1880), bei deren Ausschreibung Möckel sich nur durchsetzen konnte, weil sein Entwurf billiger war als der siegreiche des Architektenbüros Giese & Weidner. In seine Dresdner Zeit fallen auch die vier Schlossbauprojekte von Wohla, Klemzig (1800-1801), Schönfeld (1882-1884) und Grätz. Zudem errichtete er ein schlossähnliches Herrenhaus auf Klösterlein (1876) für den Rittergutsbesitzer Christian Gotthilf Ebert.


1877   baute er sich in Dresden eine eigene Villa in der Leubnitzer Straße 13 e, welche in gotischen Formen gehalten war. Sie diente ihm in quasi als gebaute Visitenkarte.

1885   beginnt für Möckel ein neuer Lebensabschnitt. Er erhielt den Auftrag zur Renovierung des Doberaner Münsters, der Grablege der Großherzöge von Mecklenburg-Schwerin. Um ihm die Übersiedelung attraktiver zu gestalten, erhielt er des weiteren Folgeaufträge für den ganzen Klosterkomplex und die umliegenden Kirchen Lichtenhagen, Lambrechtshagen, Parketin, Rethwisch, Steffenshagen, Retschow und Kröplin.

Anfang des Jahres 1885 zieht er nach Doberan um. Die noch unvollendeten Dresdner Aufträge übergibt er an den Architekten Christian Gottfried Schramm.

 

In Doberan kann sich Möckel schnell durchsetzen, da kaum Konkurrenz bestand. Am 8. Mai wird er zum Baurat für Kirchenbausachen und technischer Beirat des Oberkirchenrats berufen. Damit tritt er in den Staatsdienst ein und erhält ein jährliches Gehalt von 6000 Mark. In dieser Funktion hatte er alle Bau und Restaurierungspläne der Distrikt- und Landbaumeister zu prüfen, Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten und konnte auf mache Projekte selbst beanspruchen. Alle nicht den Staatsdienst betreffenden Aufträge wurden ihm auf Honorarbasis entlohnt. Trotzdem machte der Kirchenbau neben wenigen Profanbauten den Großteil seiner Doberaner Betätigung aus. Er baute unter anderem die Villa Winter (1885), seine eigene Villa (1885/88) und das Doberaner Gymnasium.

Seine Guten Beziehungen zum Adel sorgten auch für weitere Schlossbauprojekte. Eines ist das Jagdschloss Gelbensande (1885/86) für die Großherzogin Anastasia Michailowna, die sich einen weniger repräsentativen Jagdsitz wünschte. Er sollte komfortabel und individuell gestaltet sein sowie der Erholung dienen. Möckel baute zudem das Schloss Melkof (1888) des Grafen von Kanitz und das Schloss Preyl bei Königsberg um. Die Tätigkeit in Doberan allein lastete ihn nicht aus, so dass er gern auch auswärtige Aufträge annahm. Dabei spielten finanzielle Gründe und sein Profilierungsdrang eine Rolle. Möckel erhielt z. B. Aufträge für das Rostocker Ständehaus (1888/93), die Heilig-Kreuz-Kirche in Rostock (1892), die Potsdamer Erlöserkirche (1896/98), die Lutherkirche in Danzig (1899) und sogar für eine Johanneskirche (1906) im kleinasiatischen Smyrna.

In den 90er Jahren verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, und er musste mehrfach Urlaubsgesuche für Kuraufenthalte einreichen.


1890   wird Möckel nach Abschluss der Bauten an der Doberaner Kirche zum Geheimen Hofrat befördert.

1915   scheidet Möckel am 1. Oktober auch aus gesundheitlichen aus dem Staatsdienst. Er stirbt kurz darauf am 26. Oktober..

 

In seiner Doberaner Schaffensperiode reduzieren sich die Ausdrucksmittel Möckels. Nutzt er in seiner Dresdner Zeit noch eine Vielfalt von Materialien (Granit, Sandstein, Backstein in verschiedenen Farben, Formen und Glasuren sowie Teracotta), lässt verschiedene Oberflächen zu und ist offener gegenüber Renaissancetendenzen. So reduziert er sich in Doberan auf die Verwendung von Backsteinwänden in Kombination mit Fachwerk und bleibt größtenteils in gotischen Bauformen verhaftet. Des weiteren prägte sich Möckels Vorliebe für die Verwendung reicher Holzvertäfelungen mit Eisenbeschlägen noch stärker heraus.